Eigentlich sollte dieser Blogbeitrag ja »she's talking« heißen, aber daraus wurde nur so schwülstiger Schmarrn, dass alle (inklusive mir) in weirder Manier die Augen verdreht haben.
Manchmal muss man einfach zugeben, dass man was (noch) nicht kann – und es denen überlassen, die eine Ahnung davon haben.
Was ich hiermit tue.
Tante Alexandra lehnt sich auf der Gartenbank mit einem kühlen Bier zurück und lauscht zusammen mit Herrn Eichelhäher und Frau Buntspecht dem Gespräch.
Holly: Herzlich Willkommen, liebe Erda. Vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast...
Erda: ICH habe Zeit. Mir scheint nur, dass man eher denen danken müsste, die sich die Zeit nehmen mit mir zu reden. Insofern an alle Zuleser da draußen: Danke, dass IHR hier seid.
Holly: Ich würde dich gerne kurz vorstellen, für alle, die dich nicht kennen. Du bist ja die nordische Version der großen Göttin, die wir hier auch als Frau Holle kennen, um nur eine zu nennen. Und hier bist du heute, weil du quasi eine tragende Rolle in Geena und der Mückenschiss spielst.
Erda (lacht laut): Und wie! Ich hatte einen unglaublichen Spaß an der unverhofften Zeit, die ich mit euch in inniger Schwesternschaft verbringen durfte. Und ich tauche sehr gerne in diesem Roman auf, um meinen etwas übertreibenden Sohnemann am Schlafittchen aus dem Dreck zu ziehen. Sowas kann auch nur einem Mann einfallen, sich die Erde untertan zu machen... Aber spätestens seitdem keiner mehr da war, um die Dosen zu öffnen, hat er's wohl verstanden.
Erda: Das ist eine schwierige Frage.
Wie geht es einer Frau, die jahrhundertelang ausgebeutet, unterdrückt, missbraucht wird?
Wie geht es einer Mutter, die dabei zuschauen muss, wie ihre eigenen Kinder offenen Auges mit Vollgas an die Wand rasen?
So geht’s mir. Wie im Übrigen vielen anderen Frauen und Müttern, überhaupt vielen Menschen auf der Welt.
Ich versuche, den humoristischen und damit völlig ehrlichen Blick auf diesen ganzen Irr-Sinn zu behalten. Das gelingt mir manchmal gut, manchmal weniger gut.
Erda: Nein, so grundsätzlich leide ich nicht an 'den Menschen'. Im Gegenteil. Es gibt viele, die mit mir in Symbiose leben.
Daneben gibt es natürlich auch die primitiven Parasiten. Die sind ein bisschen wie Flöhe.
Hast du dich schon einmal mit Flöhen unterhalten? Nein? Geht auch nicht. In ihrem Kopf ist nur ein einziges Wort, eine einzige Maxime. Und die lautet 'fressen, fressen,fressen, fressen'. Ziemlich langweilige Konversation.
Und bei meinen Parasiten ist es nicht anders. 'Fortschritt, Wachstum, Fortschritt, Wachstum' ist das, was ich da höre. Für die zählt einzig die private Befriedigung ihrer ganz eigenen Bedürfnisse.
(sie dreht sich zu Mary)
Wie haben wir früher immer gesagt, Mary? 'Bohr dir ein Loch in den Boden und fick dich selber?' - Ich kann dir sagen, fantasieloseren Sex habe ich selten erlebt... Raus,rein, raus, rein. – Ach, hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich bei Shakti jetzt einen Tantrakurs besuche?
Holly, Mary, Wally und Erda stecken die Köpfe zusammen und tuscheln gickernd.
Erda: Zuerstmal, dass alle Frauen einen Tantrakurs besuchen.(sie lacht)
Es ist unglaublich, wie viele Frauen gar nicht wissen, dass ihre Weiblichkeit nicht bei ihrem Geschlecht aufhört. Dass sie selber gar nicht weiter denken können als bis zu dem Punkt, den die patriarchale Gesellschaft ihnen aufzwingt. Das ist so eingeimpft in den Frauen! Sie werden dadurch so klein.
Die Weiblichkeit wird reduziert auf das Geschlecht und das wird weit verbreitet. Mann sieht Frauen gar nicht. Also, mann möchte sie gar nicht sehen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Jahrelang ist er in mich eingedrungen, hat mich zur Gebärmaschine gemacht und dann, als ich ausgepowert war, hat er mich als Wüste verlassen um sich eine jüngere, produktivere zu suchen. Und so viele Frauen machen oder denken das mit. Unterwerfen sich um zu gefallen.
Holly: Was genau hat TANTRA damit zu tun?
Erda: Das ist ein bisschen wie euer Roman. Tantra praktiziert Absichtslosigkeit. Lehrt die absichtslose Berührung. Alles darf, nichts muss. Ich darf erleben, dass ich in meiner Weiblichkeit gar nichts leisten oder optimieren muss, sondern ich gut bin, so, wie ich bin. Ich einfach nur geschehen lassen darf. Fühlen. Spüren.
Tante Alexandra (sehr interessiert): Wieso ist das wie Geena und der Mückenschiss?
Erda: Weil Geena und der Mückenschiss auch eine absichtslose Berührung ist. In einem wundervoll geschützten Raum, in dem frau sich einlassen darf. Und sie entscheidet selbst, wie weit sie ihre Seele mitgehen lässt in diese magische weibliche Welt.
Holly: Hast du eine spezielle Beziehung zu Frauen?
Erda: Ich habe zu jeder einzelnen eine ganz spezielle Beziehung! Denn jede einzelne ist meine Tochter. Wir haben uns nur auseinandergelebt in den letzten 12000 Jahren. Schön wäre, wenn wir wieder mehr Kontakt haben könnten. Einfach mal an einen Baum lehnen oder ans Wasser setzen und miteinander ratschen.
Holly: Ich könnte mir vorstellen, dass viele Frauen überhaupt mit der Vorstellung Schwierigkeiten haben, mit dir in Berührung zu gehen – also jetzt mal abgesehen von Gartenarbeit und barfuß laufen...
Erda: Und da hilft doch Geena und der Mückenschiss schon mal ganz gut dabei! Das erklärt doch ganz wunderbar, wie man das macht. Und wer sich immer noch nicht sicher ist, der redet mit anderen drüber. Da gibt es zum Beispiel diese Gruppe hier für Medizinwanderer.
Tante Alexandra: Da hatten wir auch schon mal zwei Berichte drüber... (hier) und (hier)
Erda: Re-naturierung ist das einzige Mittel, das ich gegen akuten Parasitenbefall und seine Begleiterscheinungen wie Erschöpfung durch Leistungsoptimierung oder Depression durch Nie-Genug-Sein-Dürfen empfehlen kann. Renaturierung ist das einzige, was hilft.
Das gibt’s in vielen Arten. Das fängt dabei an, dass man sich echt einfach mal in der Natur aufhält, das geht weiter über die Berührung zum Beispiel bei der Gartenarbeit –
Da kann man ja seine verkümmerten Sinne wieder ganz gut aufwecken. Riechen, schmecken, fühlen – vielleicht auch mal was anderes hören. Oder beim Kochen. Wie sehe ich aus? Was harmoniert? Was macht mich rund?
Und dann, ganz langsam, fängt man an, das, was man mit mir erfahren hat, auch auf sich zu übertragen. Und frau merkt, dass sie selbst Natur ist, wie ich. Dass sie die Wertschätzung, die Absichtslosigkeit, die sie bei mir kennengelernt hat, auch für sich möchte. Überall. Immer. Weil ich das in ihren Augen verdient habe, und sie jetzt endlich erkennt, dass sie das auch verdient hat.
Eines ist sicher: Wer einmal mit mir in Kontakt war, dessen Seele erinnert sich wieder daran, wie das ist, angebunden zu sein. In Wertschätzung. Auf Augenhöhe. Jenseits dieses patriarchalischen Schmarrns von penisgesteuertem Fortschritt.(sie schüttelt den Kopf)
Mary: Ich finde, wir sollten jetzt nochmal über diesen Tantra-Kurs reden... Holly, mach mal aus! Hier,der viereckige Knopf...