Boah ey, endlich kommt der Ökofeminismus dran. Das konnte ich jetzt schon gar nicht mehr erwarten.
Weil ich weiß, was du denkst. Du denkst an lila gekleidete, kurzgeschorene Kampfweiber, die nichts anderes zu tun haben, als verblödeten Patriarchen ihre Demoschilder um den Kopf zu schlagen.
Zugegeben,schöne Idee. Eigentlich sogar sehr schön...
Aber das meine ich nicht.
Geena "kämpft" in Geena und der Mückenschiss gegen Donar, einen pubertierenden Halbstarken, der größenwahnsinnig genug ist, um davon überzeugt zu sein, dass er die Erde beherrschen könnte. Dumm nur, dass alle Apparate, die er dafür so baut, am Schluss - ach,nee, darf ja nicht spoilern...
Der Begriff Ökofeminismus im Fantasy-Genre tauchte zum ersten Mal im wirklich fetten Stil in Avatar auf. Du erinnerst dich? Ein friedvolles Volk, das ganz im Einklang mit der Natur und der großen Göttin lebt? Diesem Baum, mit dem sie sich verbinden? Der sogar über dem Tod steht? Du erinnerst dich daran, wie sie sich alle miteinander verweben und eins werden?
Vielleicht erinnerst du dich dann auch daran, dass das mit dem Drachenreiten erst funktioniert, nachdem eine kraftvolle Verbindung zwischen Reiter und Drachen hergestellt worden ist? Eine auf Augenhöhe. Eine mit Wertschätzung.
Dann erinnerst du dich auch daran, dass da eine Horde wild gewordener Männer alles dran gesetzt hat um diesen Baum und diese innige Verbindung zu zerstören?
Dassind coole Bilder, die Cameron da zeichnet. Bilder der Seele.
Ich bin ja gerade schon wieder im nächsten Roman und recherchiere in der katholischen Kirche rum. Und du glaubst nicht, wie oft ich dabei manchmal noch nicht einmal mehr die Kraft hatte, den Kopf zuschütteln.
Ich sag's jetzt mal ganz einfach: Wie kann das gehen, dass wir das, was uns nährt, zerstören?
Oh,ja, ich kenne die Antwort darauf. Es ist dieses "bigger, better,faster, more", das nichts anderes bedeutet als "macht euch diese Schlampe untertan".
Es ist dieser Leistungsoptimierungs-Evolutions-Revolutions-Zivilisierungs-Bullshit, der uns seit mittlerweile 1200 Jahren mit eiserner Faust begleitet. Der uns dazu gebracht hat, erst die unzivilisierten Weiber zu unterwerfen, dann die weiblichen Kräfte zu pfählen und schließlich alles zu "zivilisieren", was nicht bei drei aufm Baum ist.(Und was bei drei aufm Baum ist, ist ein Primat - und allein schondeswegen muss man ihn, zu seinem eigenen Seelenheil, zivilisieren).
Ich kotze im Quadrat, wenn ich nur daran denke. Und dann möchte ich diesen Honks, die weiter von Fortschritt und Wirtschaftswachstum palavern, schon gerne irgendein Schild um die hohle Birne hauen. Aber das bringt ja nix. Wo nix is', kann auch nix werden...
Das einzige, was ich kann, ist, die Wahrheit zu erzählen.
Meine Wahrheit.
Meine Geschichte von meinem Scheitern im bigger-better-dings.
Die Wahrheit von der zyklischen Natur, die Wahrheit vom Eins-Sein mit ihr.
Die Wahrheit darüber, dass es niemanden gibt, der unter mir steht. Den ich bezwingen und geradebiegen und brechen müsste.
Die Wahrheit darüber, dass wir es nur zusammen schaffen können. Auf Augenhöhe.
Die Wahrheit darüber, dass die Vergangenheit halt einfach scheiße gelaufen ist, was aber nicht heißt, dass wir nicht vielleicht trotzdem leben könnten. Du UND ich.
Lass uns doch mal die Welt nicht re-evolution-ieren. Es muss doch nicht immer weiter gehen.
Lass uns die Welt doch einfach nur mal re-kreieren.
Lass uns doch einfach mal ne Pause machen, durchatmen, schauen, was wir haben und was wir daraus machen können.
Lass uns doch einfach nur mal ein bisschen spielen. Du weißt schon, wie damals, als wir uns in den Legosteinen verloren haben. Und was haben wir da für Welten erschaffen!
Lass doch einfach mal gut sein, Ruhe geben. Leben.
Und auf der Couch fleezen und Geena und der Mückenschiss lesen. Ablachen. Mitfühlen. Reintauchen.
Lesen. Wirken lassen. Groß Träumen.
Das alles ist möglich!