2x Geena Shortys - 1.7.2022

Geenas Erlebniserzählung


Wovon sollte man schon berichten, wenn jeder Tag, jede Stunde, ja jede Minute gar - außerhalb von Schule - prallvoll mit Abenteuern gefüllt war.

Geena wusste, dass Zwickzwack wie immer drunter schreiben würde: "Zu viel erfunden. Unglaubwürdig. Vier minus."

Und trotzdem nahm sie all ihren Mut zusammen und schrieb folgendes:

"Gestern war ich beim Frisör. Der musste mir die Haare schneiden, weil der blöde Kaugummi, den ich unter dem Kopfkissen versteckt habe, mir die Haare verklebt hat. Der Frisör hat mir den Kopf gewaschen und mir dann mit der Maschine alles abrasiert. Wie im vergangenen Monat der Schantalle mit den Läusen."

Hm, bei Schantalle musste sie lange überlegen, und war sich sicher, dass Zwickzwack wieder alles mit rot übermalte.

"Neben mir saß eine Frau, die einen Körtän bäng wollte. Also bin ich nach Hause und habe die Omas gefragt. "Oma Wally", habe ich gefragt, "was ist ein Körtän bäng?". Aber die hat mich nur komisch angeguckt und hat weiter Apfelstrudel gemacht, über den ich eigentlich viel lieber schreiben würde. Oma Mary und Oma Holly, die draußen in der Hollywood-Schaukel saßen und was Orangenes tranken, haben zuerst auch nichts verstanden.

Aber dann ist plötzlich ein Wind gekommen und hat sich durch das Wohnzimmerfenster gedrückt und hat im Wohnzimmer den Vorhang hochgehoben, so dass der die ganzen Flaschen auf dem Tischchen davor zuerst umwickelt und dann am Hals gepackt und dann eiskalt auf den Boden geworfen hat. Pling, pläng, plumm hat es gemacht und einen Schepperer getan, dass wir alle zuerst ganz still geworden sind und hellhörig und dann alle schnell ins Wohnzimmer gerannt sind, wo die Brühe aus den umgeworfenen Flaschen sich am Boden verteilt hat."

Geena hielt kurz inne um ihre Hand zu entkrampfen. Schreiben mit rechts war so anstrengend.

"Wir haben gesehen, dass der Vorhang sich aufgebläht hat vom Wind und dass das deswegen alles runtergefallen ist. Und dann hat Oma Holly, die die intellinkstuelle von meinen Omas ist, meine Hand genommen und gesagt: "das, liebe Geena, ist ein Curtain bang." Und jetzt frag ich mich, wieso will jemand so eine Sauerei auf dem Kopf?"

Von dem, was so drauf rumsteht

Ich habe noch einen kleinen Geena-Shorty für euch, quasi als Hatschi zum Sonntag

Wohl bekomm's!

"Huatschä! Utschä! Zefiatschi!"

So ging es nun schon seit knapp 15 Minuten. Tante Alexandra nieste in einer Tour und es war noch immer kein Ende in Sicht.

"Das hat sie von ihrem Vater", bemerkte Holly lakonisch. "Der hatte auch immer diese Niesanfälle, wenn er zuviel…"

Statt zu sagen, was er zuviel gemacht hatte, kippte sie nur die Hand vor ihrem Mund auf und ab, als hielte sie ein Glas.

"Na, von uns hat sie das jedenfalls nicht", merkte Wally an und schenkte sich noch ein Glas des köstlichen Rotweins ein, den sie aus dem Urlaub mitgebracht hatten. Dann war die Flasche leer und sie stellte sie unter den Tisch, wo Geena saß und spielte.

Da Tante Alexandras Anfälle nichts außergewöhnliches waren, fand das Gespräch bald wieder in seinen lustigen Gang zurück, nur ab und an unterbrochen von "Hatschi" und "Hatschu" und manchmal auch nur "hu...hu...ah".

Keinem war aufgefallen, dass Geena währendessen in die Scheune gekrochen war und dort in der Grillecke lange rumgesucht hatte.

Erst als sie mit schwarz verschmiertem Gesicht wieder in der Küche stand, fiel sie auf. Und zwar gleich so, dass Tante Alexandra sogar das Niesen vergaß.

Acht Augen starrten sie aufgerissen an. Vor allem aber starrten sie auf die lange, spitzige Grillzange in ihrer kleinen Hand, die beinahe so lang war wie sie selbst und bedrohlich im Abendlicht glitzerte.

"Was willst du denn mit der Grillpinzette, Geena?" fragte Holly sanft und entwand sie ihr, bevor das Präzisionswerkzeug noch in irgendeinem Stück Fleisch landete, das nicht auf den Grill gehörte.

"Letzte Woche hat der Kevin eine Erbse eingeatmet, da hat ihm der Doktor das auch mit sowas aus der Nase gezogen."

"Aha. Und was möchtest du damit machen?"

"Na, Tante Alexandra operieren. Weil sie doch deswegen so niesen muss."

Jetzt nahm Wally die Sache in die Hand.

"Weswegen muss Tante Alexandra so niesen?"

"Na, weil es da steht. Da auf der Flasche!"

Vorsichtig, als wäre sie böse, holte Wally nun die leere Flasche wieder nach oben. Acht Augen lasen aufmerksam den Text und sagten dann: "Ah ja."

Geena wurde gelobt, die OP wurde hinfällig, denn Tante Alexandra war die Lust am Niesen vergangen, und die Pinzette wurde einstweilen auf die Kredenz gelegt, gleich neben die leere Flasche, wo sie den restlichen Abend damit verbrachte wie ein moralischer Zeigefinger auf das Etikett zu zeigen.

Und tatsächlich, da stand es fein säuberlich geschrieben, weiß auf lila: 'Beerenfrüchte in der Nase'.