Passend zu meinem Need etwas Außergewöhnliches zu tun, aber ohne Plan, was das sein könnte, flattert der Impuls meiner Schreibmentorin Gela Löhr von Schreibrebellen by Angela Löhr ins Hier und Jetzt.
Sie erzählt von einem besonderen Moment, in einer Sumpflandschaft, wo sie jeden Augenblick Waldgeister erwartet, und fragt:
Was kann ich tun, um magische Momente in mein Leben zu holen?
Magic Moments - war da nicht was mit Schokolade? So kleine, fiese, zartschmelzende Dinger, die einem auf der Zunge zerfließen und zuerst am Gaumen und später auch im Hirn eine wahre Geschmacksexplosion auslösen, wo man schlagartig erkennt: Das muss Fülle sein. Göttin, muss das geil sein, wenn man sowas immer haben dürfte… Blöd nur, dass diese Fülle die Zähne verklebt und im schlimmsten Fall zu Pfunden an den Hüften und Löchern in den Zähnen führt. Das muss nicht sein. Dann schon lieber darben.
Zuerst einmal möchte ich dir antworten und dir zurufen "Komm doch mal mit mir auf Medizinwanderung, da haste mehr als üppig davon!"
Aber jetzt im Ernst...
Glaube nicht schon alles zu wissen
Wenn wir so durch die Welt laufen, dann laufen wir meist nicht durch die Welt. Wir durchqueren sie nur. In Wahrheit berühren wir sie nur mit unseren Füßen. In Wahrheit sind wir mit unseren Gedanken ganz woanders. Im Büro, in der Küche, beim nächsten Buch, … Die Fluchtorte sind mannigfaltig.
Was soll das auch? Wir kennen den Weg, sind ihn schon tausendmal gegangen, wir wissen schon alles. Zumindest glauben wir, schon alles zu wissen. Und sollte der Extremberührungsfall doch einmal vorkommen, dann sagen wir "ah!" und "oh!", machen ein Foto und fragen Google lens nach der Bedeutung. Damit wir wieder alles wissen. Dann nehmen wir es und setzen es schön geordnet in unser Hirnregal - um es bald darauf wieder zu vergessen.
Wenn wir aber einen Magic Moment wollen, dann müssen wir ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es etwas gibt, wovon uns die Welt erzählen will. Und das wird etwas Neues sein. Und selten in Google zu finden.
As slow as possible
Die effektivste Art der Flucht vor diesem neuen Wissen ist die Eile. Wenn du auf gar keinen Fall einen magischen Moment erleben willst, dann hetze am besten den ganzen Wanderweg entlang! Reiße die Kilometer runter, damit du dir nachher stolz auf die Schulter klopfen kannst, weil du tausende von Joule verloren hast! Bleibe bloß nirgendwo stehen um durchzuatmen oder wie ich gerade den frechen Spatz zu bewundern, der die Körner aufpickt, die von meiner Semmel gefallen sind. Nee, geht nicht. Denn der würde entweder von meinem Wissen als tollwütig eingeordnet werden oder mir was von Mut erzählen. Und davon will ich gerade nichts hören…
(Sorry, muss kurz das Handy weglegen und ihn einfach nur bewundern).
Eigentlich sind wir mit unserer Schnelligkeit ganz schön vermessen. Was glaubst du, wer du bist, Mensch mit deiner kurzen Lebenserwartung? Glaubst du, dass die Millionenjahre alte Welt jetzt extra schneller spricht, nur wegen dir? Die Welt spricht in ihrem Tempo, nicht in unserem. Das gilt es anzuerkennen. Und, was viel viel schwieriger ist, zuzulassen.
The holy three
Tatsache ist, dass das bestechend Einfachste an dieser Frage gleichzeitig auch das Schwerste ist: Es ist die Hingabe.
Was soll das sein - Hingabe?
Falls du es jetzt tatsächlich geschafft haben solltest, mir bis hierher gefolgt zu sein, die Wissensbibliothek zugesperrt und dich auf jede Bank am Weg gesetzt hast, dann kommt der schwierigste Teil.
Ich gebe zu, den schaffe ich auch nicht immer. Es geht nämlich nach der Wahrnehmung um die Berührung. Ich darf mich nämlich von dem, was ich wahrnehme, auch berühren lassen. Und damit meine ich nicht nur die brummende Hummel, die meinen Lieblingshoody gerade mit einer wohlschmeckenden Blüte verwechselt und vorsichtig durch den Haarwald auf meinem Unterarm stackst. (Gott sei Dank ist die o.g. Bib zu, sonst müsste ich nachschlagen, ob Hummeln ernsthaft stechen können).
Die Berührung, von der ich spreche, die geschieht nicht im Kopf oder im Körper. Diese Berührung passiert im Herzen. Plötzlich macht sich ein warmes und wohlbekanntes Gefühl breit. Wohlbekannt? Ja. Wir kennen es alle, wir haben es nur vergessen. Es ist das gefühlte Wissen, angebunden zu sein. Genährt. Getragen. Gehalten. Eins zu sein mit allem, was ist. Das ist eine Gefühlsexplosion, auf die weder Pfunde noch Zahnarzt folgen. Das ist wahre Fülle.
Dann geschieht er, der Magic Moment. Immer und überall. Draußen. Drinnen. In der wilden Natur genauso wie im Großstadtdschungel.
Probier's aus! Nur einmal am Tag! Einmal nur die Hirnbib verlassen und dich in die Langsamkeit setzen. Nix wissen, dich einfach nur berühren lassen.
Kennst du solche Magic Moments?
Vielen Dank, liebe Gela, für diesen Handbremsenimpuls, den ich auch immer wieder brauche.
Und wenn du willst, dann erzähle ich dir morgen davon, dass diese Begegnungen mit der Welt nicht nur magisch sein können, sondern sogar spooky! Denn: Diese Welt da, der Baum, der Sumpfwald, die Hummel, die sprechen nämlich!
Und (noch viel schlimmer!!!): DIE SPRECHEN NÄMLICH MIT DIR!
Sie wissen (noch weitaus besser als du und Google zusammen), welcher Schuh dich drückt und welche Medizin dir gerade helfen kann.
Du willst es wissen? Stay tuned!