#vision2051
Mia Brummer hat mich gefragt, wie meine Zukunft im Jahre 2051 aussieht. Na, diese Chance lasse ich mir doch nicht entgehen! Doch seht selbst:
𝗔𝘂𝗳 𝗱𝗲𝗿 𝗟𝗶𝗰𝗵𝘁𝘂𝗻𝗴 hinter dem grünen Straßenschild sah Larissa eine ältere Frau mit grauen Haaren und einer Kittelschürze. Sie sah fast ein bisschen so aus, als würde sie tanzen 💃. Immer wieder rammte sie ihren Spazierstock tief in die weiche Erde, sprang, darauf aufgestützt, unvermittelt nach links, warf elegant und mit Schmackes etwas kleines, rundes in das entstandene Loch hinein, und tippte – Hacke, Spitze, Hacke, Spitze – mit rechts Erde übers Loch. Schließlich stemmte sie die Hände in die Hüften, und wackelte zufrieden und glücklich mit ihrem Becken. Keine Frage, es war ihre Mutter, die wieder einmal Bäume pflanzte 🌳 - wie immer auf ihren Spaziergängen.
„Mama! Mama!“ Larissa kannte ihre Mutter nun schon seit 50 Jahren. „Hast du wieder keine Unterwäsche an?“ Doch diese spazierte ungerührt auf ihr tiny house zu und setzte sich in ihren Schaukelstuhl 🧘♀️. Obwohl auch die Hörgeräte in den vergangenen Jahren sich durchaus verbessert hatten, schienen sie bei ihrer Mutter in gewissen Situationen noch immer nicht zu funktionieren.
Larissa setzte sich daneben. Immer noch Platz genug für die himmlische Ruhe, um sich gemütlich auszubreiten 🐦.
„Hast du nicht Lust, den Winter hier zu verbringen zum Spinnen und Weben 🧶? Oder mach was mit deiner Yoni.“, unterbrach Alexandra das Schweigen.
Larissa schüttelte den Kopf. Ihr nicht vorhandener Plan zog sie eher in das Nomadentum mit ihrem tiny house. Und um ehrlich zu sein, sie wusste noch nicht, ob sie im Winter lieber mit Frauen weben oder alleine am Atlantik Surfen 🏄♀️ gehen wollte. Sie musste auch gar nichts wissen, denn das war nun 𝗶𝗵𝗿𝗲 𝗭𝗲𝗶𝘁.
Nach der letzten Routineuntersuchung war es geschehen: Ihr Hormonmetabolismus deutete auf Wechseljahre 🌊– und das bedeutete, dass sie mit sofortiger Möglichkeit aus ihrem bisherigen Berufsleben entlassen wurde und in die 𝗕𝗲-𝘁𝗵𝗲-𝗖𝗵𝗮𝗻𝗴𝗲-𝗭𝗲𝗶𝘁 eintrat. Be-the-Change waren drei Jahre Pause ⏯️- weit weg von Beruf und Familie, um den Frauen zu ermöglichen, sich endlich um sich selbst zu kümmern und sich völlig neu wieder zu erfinden 🧭. Später konnten sie in ihren alten Beruf zurück kehren oder lebten vom bedingungslosen Grundeinkommen, finanziert durch die Besteuerung von Industrierobotern, oder machten was ganz anderes, wie zum Beispiel eben ihre Mutter oder deren Ziehmutter, die von ihrem Hub auf Bali sprituelle entrepreneurs ausbildete.
Unvorstellbar, dass ihre Mutter noch vor 30 Jahren mit ihren Wechseljahren in eine psychosomatische Klinik 🚑eingewiesen werden musste, um ihren eigenen Raum zu finden. Um trotz der damaligen bigger-better-faster-more-Welt die Tragweite von „𝗜𝗰𝗵 𝗯𝗶𝗻 𝗴𝗲𝗻𝘂𝗴“ wirklich zu begreifen. Für Larissa war das immer selbstverständlich gewesen.
Doch damals brachen die Wechseljahre einfach über Frauen herein. Und es war dem Engagement ihrer Mutter zu verdanken, dass es mittlerweile überall auf der Welt 🕸 die 𝗕𝗲-𝘁𝗵𝗲-𝗖𝗵𝗮𝗻𝗴𝗲-𝗥𝗲𝗸𝗿𝗲𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝘀-𝗭𝗲𝗻𝘁𝗿𝗲𝗻 waren, wo diese Schwellenzeit anerkannt wurde. Wo frau zu ihrer Mitte, zu ihrer Kreativität und zu ihrem wahren Sein zurückfinden durfte 🗝️. In diesen sogenannten roten Häusern lebten, wohnten und arbeiteten junge Erwachsene wie auch Frauen im Wandel. Sie wurden geleitet von Frauen, die ihren Change schon hinter sich hatten und nun andere über die 𝗦𝗰𝗵𝘄𝗲𝗹𝗹𝗲𝗻 🚪 begleiteten. Wieder andere Frauen lenkten danach die Geschicke der Welt in Zirkeln aus Schamaninnen, Hebammen, Künstlerinnen, Haushaltsorganisatorinnen - jede in dem Bereich, in dem sie sich ganz wiederfand und sich deshalb auch ganz einbringen konnte.
𝗗𝗼𝗰𝗵 𝗲𝗶𝗻𝗲𝘀 𝗵𝗮𝘁𝘁𝗲𝗻 𝘀𝗶𝗲 𝗮𝗹𝗹𝗲 𝗴𝗲𝗺𝗲𝗶𝗻𝘀𝗮𝗺: Jede von ihnen 𝘁𝗿𝘂𝗴 𝗶𝗵𝗿𝗲𝗻 𝗪𝗮𝗻𝗱𝗲𝗹 𝗮𝘂𝗳 𝗱𝗶𝗲 𝗶𝗵𝗿 𝗲𝗶𝗴𝗲𝗻𝗲 𝗪𝗲𝗶𝘀𝗲 𝗮𝗻𝘀𝗰𝗵𝗹𝗶𝗲ß𝗲𝗻𝗱 𝗶𝗻 𝗱𝗶𝗲 𝗪𝗲𝗹𝘁 𝗵𝗶𝗻𝗮𝘂𝘀!
„Was macht Geena?“ Geena war Larissas Tochter und Alexandra deren stolze Oma. „Ist sie noch im Aktionsgremium von MWLO? Denn du weißt ja: Das Privileg der jungen Leute ist nach wie vor die Revolution ✊!“ Jaja, Larissa wusste, aber sie sorgte sich auch.
„Lass doch die jungen mal machen. Die kennen sich mit dem neumodischen Zeug sowieso besser aus. Vor dreißig Jahren haben nur alte Leute 👴 die Welt regiert. Und da durfte sich nix ändern. Hast ja gesehen, wohin das geführt hat. Außerdem sind es die jungen Leute, die die Welt noch länger brauchen wie wir. Also welches Recht haben wir, ihnen reinzureden?“
Ihre Mutter hatte ja recht. Larissa dachte an die vergangenen Jahre und wie oft junge Menschen das Schicksal der Welt in ihre Hände genommen und zum Guten gewendet hatten. Und ja, das hatte den sogenannten Dinosauriern 🦖 nicht geschmeckt. Aber sie waren ja nun Göttin sei Dank größtenteils ausgestorben. Nun gab es die MWLO, die Mother World Life Organisation, deren Präsidentin Greta Thunberg war. Das 🕸 Netzwerk der MWLO umspannte mittlerweile die ganze Welt und hatte 𝗔𝘆𝗻𝗶 𝘂𝗻𝗱 𝗚𝗹𝘂̈𝗰𝗸 𝗲𝗿𝗳𝗼𝗹𝗴𝗿𝗲𝗶𝗰𝗵 𝗮𝗹𝘀 𝗚𝗿𝘂𝗻𝗱𝗽𝗿𝗶𝗻𝘇𝗶𝗽𝗶𝗲𝗻 in allen Chartas und Grundgesetzen eingeführt.
Gemütlich saßen sie auf ihren Stühlen und blickten in die Ferne.
„Hey, Alexandra. Das Dach habe ich jetzt fertig bepflanzt. Soll ich noch mal nach der Stammwürze schauen?“ 🦸Ein sehr knackiger junger Mann mit nacktem, braungebrannten Oberkörper, an dessen Muskeln sich der Schweiß seinen Weg verschlungen nach unten suchte, war auf sie zugekommen. „Ja, mach das. Dein Craftsbeer 🍺 wird super. Wirst sehen.“
Der junge Mann ging in Richtung der Bierkeller im nahegelegenen Hügel, und Larissa und ihre Mutter sahen ihm hinterher. Von hinten war er ja sogar noch knackiger als von vorne!
„Wer ist das?“ Mit diesen Worten 😮 zwang Larissa ihren offenen Mund wieder unter ihre Kontrolle. „Das ist Matze, der Sohn von dem Matze damals aus der Klinik. Den hat er richtig gut hingekriegt. Macht bei mir seine 𝗬𝗲𝗮𝗿𝘀 𝗼𝗳 𝗖𝗵𝗮𝗻𝗴𝗲. Feinfühlige Hände hat der, sage ich dir, und eine so begabte Zunge...😜!“
Voller Erstaunen blickte Larissa ihre strahlende Mutter an. Manche Dinge änderten sich einfach nie. Auch nicht nach dreißig Jahren.
𝗗𝗮𝗻𝗸𝗲, 𝗠𝗶𝗮 𝗕𝗿𝘂𝗺𝗺𝗲𝗿, 𝗳𝘂̈𝗿 𝗱𝗶𝗲𝘀𝗲𝗻 𝘄𝘂𝗻𝗱𝗲𝗿𝘃𝗼𝗹𝗹𝗲𝗻 𝗜𝗺𝗽𝘂𝗹𝘀! 𝗨𝗻𝗱 𝘀𝗼𝗹𝗹𝘁𝗲𝘀𝘁 DU 𝗯𝗲𝗶𝗺 𝗟𝗲𝘀𝗲𝗻 𝗮𝘂𝗰𝗵 𝗟𝘂𝘀𝘁 𝗯𝗲𝗸𝗼𝗺𝗺𝗲𝗻 𝗵𝗮𝗯𝗲𝗻, 𝗱𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗩𝗶𝘀𝗶𝗼𝗻 𝘇𝘂 𝗸𝗿𝗲𝗶𝗲𝗿𝗲𝗻, 𝗱𝗮𝗻𝗻 𝘁𝘂'𝘀! https://mia-brummer.de/blogparade-vision-2051/