Die Freiheit von Nischen ist unser Geburtsrecht - 10.9.22

Das Genre, die Schublade oder  Sei einfach du.

"Die Freiheit von Nischen ist unser größtes Geburtsrecht" - Oma Bloody Mary

Dieser Satz steht ganz oben auf der Startseite meiner Homepage.
Und zu ihm stehe ich.
Nicht nur literarisch.

Was haben wir in unserem Leben nicht alles angestellt, um irgendwo reinzupassen?
Uns verbogen, uns unterworfen, uns gedemütigt.
Und warum? Um zu gefallen. Um Anerkennung und Aufmerksamkeit zu bekommen. Streicheleinheiten. Jemand sollte uns lieb haben.

Was haben wir dafür bekommen? Einen gekrümmten Rücken, kaputte Knie und jede Menge Demütigungen. Bis wir selber vergessen haben, dass wir genug sind, so WIE WIR SIND.

Ich passe in keine Nische mehr - auch wenn ich konstatiere, dass Nischen auf den ersten Blick sehr bequem sind. Aber nicht mehr für mich.
Ich bin nicht die eierlegende Wollmilchsau mehr. Ich bin Ich.
(Das ist zwar auch ein Geburtsrecht, das ich mir allerdings hart erarbeiten musste - UM MICH SELBST DAVON ZU ÜBERZEUGEN, DASS ES GENAU SO IST).

*ICH BIN ICH.*

Wer mich lesen will, der liest mich.
Ich muss mich nicht mehr lang und breit erklären.
Ich komme gut damit zurecht, wenn mich jemand nicht beachtet.
Ich bin mit mir okay. Das ist das einzige, was zählt.

Ja, klar, natürlich wünsche ich mir ein großes Publikum. Aber unterm Strich wünsche ich mir nur eines: Dass meine Bücher die richtigen Menschen zur richtigen Zeit berühren.

So, wie dich jetzt dieser Text.
Ich weiß, dass du bereits Du bist. Und ich wünsche dir, dass du es auch bald erfährst.

Genre? Weird, ökofeministisch, urban.


Wie hältst du's mit den Trends?

Schon witzig woran ich beim #storytellersamstag von @lektoratsstube @lektoratsteam.buchmagie @milianventus_autor und @bjelaschwenki so denken muss…

Das heutige Thema heißt:
Schreib- und Lesetrends - bedienen oder meiden?

Als ich noch in der Schule war (also bis vor fünf Jahren - ich war da Lehrerin), da gab es diesen Hype, dass alle Jungs immer in Jogginghose rumgelaufen sind.
Das fand man so scheiße, dass ein Jogginghosen-Verbot sofort in die Hausordnung aufgenommen wurde.
(Außer im Sportunterricht natürlich, aber das erübrigte sich, da die Kids sowieso selten Sportklamotten dabei hatten…???).
Die Gründe:
Zu schlampig, zu wenig wertschätzend, zu asselig (kommt von a-sozial).

Letzten Sonntag lauf ich so durch Hamburgs Shoppingmeile und was sehe ich da für über hundert Euro im Schaufenster eines Trendsetters neben freakigen Anzügen?
Richtig.

Also, falls die Kids sich damals in irgendeiner Form von der großen Gemeinschaft absetzen wollten (a-sozial), dann ist das gehörig schief gegangen…

Gehörig schief ist es auch gegangen, als ich versucht habe, meinen Funtasy-Roman "Geena und der Mückenschiss" in das passende angesagte Genre zu zwingen. Es hat nichts wirklich gepasst…

Zwar handelt er von Weird Sistas, ist aber keine Weird Fantasy. Zwar spielt er in der Natur, ist aber doch in der Gegenwart, also urban.
Tja, und nachdem ich mich durch gefühlte hundert Seiten Genre- und Trenddefinitionen durchgeackert habe, habe ich einfach das bequemste genommen, was da war.

(Et voilà, die Jogginghose, kneift nicht, zwickt nicht, ist entspannt)

Geena und der Mückenschiss ist, was es ist: FUNtasy. Oder auf Deutsch: humoristische Fantasy.
Auf jeden Fall ist es bunt. Und anders.

Was mir dadurch absolut klar ist: Mein Verlag und alle großen Suchmaschinen werden mich dafür hassen und mich meiden wie die Pest. Das bedeutet unter Umständen weniger Verkäufe. Jogginghosen sind auch in der Algorithmus-Hausordnung verboten.

Eines Tages jedoch wird meine weirde Art der Funtasy auch total hype sein.